Upcycling in der Bayernkaserne

Was macht man am besten mit 2 Millionen Tonnen Bauschutt? So viel wie möglich wiederaufbereiten und vor Ort einsetzen! Die Ingenieurgesellschaft DMU Consult zeigt auf dem Areal der ehemaligen Bayernkaserne, wie Kreislaufwirtschaft im Bausektor funktioniert.

Über das Projekt Bayernkaserne ist schon viel geschrieben, gesprochen und gezeigt worden. Der „Steinbruch“ im Münchner Norden ist aber auch etwas Besonderes. Nicht nur, weil es sich um eine der größten Baustellen Deutschlands handelt. Seit 2014 wird hier gebuddelt, gebaggert, gesiebt und sortiert, werden zukunftsweisende Lösungen entwickelt und erprobt. Warum die ganze Arbeit? Um das zu tun, was heutzutage alle tun sollten: Ressourcen schonen und CO₂ sparen. Angenehmer Nebeneffekt übrigens: Auch die Kosten des Bauvorhabens können signifikant gesenkt werden.

Die Idee ist eigentlich ganz einfach: nehmen, was schon da ist.

Abbruchgebäude sind Materiallager von Sekundärrohstoffen. In Fachkreisen ist das inzwischen bekannt. Trotzdem sind bisher nicht alle auf den Zug aufgesprungen. Klar, ein Abbruch wie auf der Bayernkaserne ist ein Kraftakt für die Planung und die Logistik, beschäftigt viele Experten, erfordert Sorgfalt, Vorsicht und Tausende Handgriffe. Doch langfristig lohnt es sich. Und das muss in die Köpfe von Architekten, Bauherren, Investoren, Planern und allen Stakeholdern in den Bereichen Bau und Immobilien.

Man stelle sich vor: Über die Hälfte des gesamten Bauschutts muss nicht in entfernte Deponien gekarrt oder downgecycelt werden, sondern kann wieder eingesetzt werden. Millionen von Kilometer müssen nicht gefahren werden. Neue Häuser, grüne Dächer, Plätze und Grünflächen werden aus Materialien hergestellt, die vorher schon da waren. Und: Die Nachfrage nach Primärrohstoffen kann deutlich verringert werden.

Wo einst die Bayernkaserne stand, entsteht eine neue Stadt in der Stadt. Im Fokus: sortenreiner Abbau und Wiederverwendung von Materialien vor Ort.

Aus mineralischer Baurestmasse wird zertifizierter Baustoff.

Im Modellprojekt Bayernkaserne werden aus Bauschutt, Oberboden, Unterboden und Untergrund Materialien gewonnen, die für die Wiederbebauung eingesetzt werden können. Da werden riesige Mengen an Mineralstoffen aus dem Boden und aus den Abbruchgebäuden gezogen. Da werden in einer großen Halle direkt vor Ort die neu gewonnenen Rohstoffe zu Schüttmaterial, Substraten oder hochwertigem Recyclingbeton aus 100 Prozent wiederaufbereiteten Gesteinskörnungen verarbeitet. Für den Recycling-Prozess sind Brech-, Misch- und Siebanlagen im Einsatz. Zahlreiche Unternehmen sind mit von der Partie. Einige der vielfältigen Aufgaben der DMU: Planung, technische Leitung, Überwachung.

Zur Herstellung der Ausgangsprodukte für die Recyclingprodukte sind entscheidende Schritte nötig:

  • sortenreiner Rückbau
  • sortenreine Trennung der Materialien in der Brechanlage
  • Feinsortierung in der Siebanlage

Die Effekte, wenn alles nach Plan läuft:

  • Recycling der Hälfte von insgesamt 2 Millionen Tonnen Bauschutt = ein Sechstel der für den Neubau benötigten Gesamtmenge
  • Verringerung der Transportwege aus und in die Bayernkaserne von 3,3 Millionen Kilometern (82-mal um die Erde)

Was vielen nicht klar ist: Die neu gewonnenen Baustoffe sind keine Materialien mit minderwertiger Qualität, nur weil ein „R“ davorsteht. Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit kommt beim Thema Recycling von Bauschutt langsam auf den Trichter, wie Sie hier lesen können:

https://www.mint-magazine.de/baustoff-statt-bauschutt/.

Das ist gut so und dringend nötig. Denn:

Im Jahr 2035 will München klimaneutral sein. Die DMU trägt ihren Teil dazu bei.